Genogramm erstellen: Mittel zum Selbstcoaching & mehr

Die Reflexion der eigenen Person und Persönlichkeit ist inzwischen eine facettenreiche Thematik. Gerade auch im Hinblick auf das Erkennen eigener Schwächen und Stärken beschäftigen sich immer mehr Menschen mit Selbstcoaching. Dabei geht es um das Beseitigung der Schwächen oder die Weiterentwicklung der Stärken durch bestimmte Prozesse. Dabei rücken auch das familiäre Umfeld und generationsübergreifende Beziehungen in den Fokus. Letztere sind insbesondere für diverse Angewohnheiten und natürlich Themen wie Erbkrankheiten von Belang, aber auch im Sinne therapeutischer Behandlung einzelner Personen, Paare oder allgemein von Familien.

Dafür lassen viele Interessenten ein Genogramm erstellen oder widmen sich ganz selbst der Recherche und arbeiten die Daten grafisch auf. Je detaillierter und professioneller dies gelingt, desto interessanter und effektiver ist meist das Ergebnis.

Was ist ein Genogramm?

Ein Genogramm ist die visuelle Darstellung familiärer Generationen und deren Beziehung mitsamt diverser Details wie etwa Krankheiten, bestimmter Angewohnheiten, Berufen und so weiter. Auch als McGoldrick-Gerson-Studie, Lapidus-Schema oder Familiendiagramm ist dies dabei weit mehr als ein üblicher Stammbaum. Das Genogramm dringt tiefer in die jeweiligen Persönlichkeiten ein und hebt erbliche Zusammenhänge, psychologische Auffälligkeiten und Beziehungen untereinander hervor.

So offenbart es Freundschaften, Feindseligkeiten oder Konflikte, welche eventuell prägend wirken oder wirkten und wiederkehrende Muster verursachen. Dafür bedient das Genogramm Vektoren, Symbole und weitere grafische Eigenheiten, die ein analytisches Gesamtbild ergeben von drei oder mehreren Generationen ergeben. Ein Genogramm erstellen heißt also in der Tat, wissenschaftlich vorzugehen und dafür auch einiges an Recherchearbeit zu leisten.

Was zum Genogramm erstellen nötig ist

Eine Anleitung bzw. eine Vorlage für ein Genogramm findet sich schnell im Internet. Mitunter bieten Websites dahingehend einen Service in Form eines entsprechenden Editors an oder haben eine eigene Software parat. Allerdings gelangen Nutzer auch via Microsoft Word zu einem professionellen Ergebnis. Das Schreibprogramm ermöglicht über die Registerkarte „Einfügen“ und die Schaltfläche „Formen“ verschiedene Symbole die bestens für die Zwecke eines Genogramms passen. Rechtecke, Kreise, Pfeile und mehr verbinden somit einzelne Textfelder und lassen sich immer fortlaufenden Prozess immerzu verschieben und bearbeiten. Hierin liegt auch der Vorteil der Arbeit am Computer im Gegensatz zu Papier und Stift, da im Laufe der Arbeit die ein oder andere Konstellation und Darstellung vielleicht doch eher anderswo und anderswie besser passt und dies mit wenigen Klicks erledigt ist.

Entscheidend für den Nutzen ist die Zielsetzung

Nur mit der richtigen Intention lässt sich ein fundiertes und ergebnisorientiertes Genogramm erstellen. Soll es beispielsweise bei der Darstellung um die Krankheitsgeschichte der Familie gehen, so erfolgt die Recherche hauptsächlich in dieser Hinsicht und es sind auch Daten wie etwa die Blutgruppe oder der Beruf interessant, jedoch weniger Harmonien und Konflikte. Letztere dagegen spielen für persönliche und charakterliche Tendenzen eine Rolle. Ganz andererseits können Talente, gespielte Instrumente, sportliche Fähigkeiten und ähnliches ausschlaggebend sein, um für eine große Ungewissheit hinsichtlich der eigenen Karrierewahl Ansatzpunkte zu finden. Je nach Zielsetzung verändern sich also die dafür nötigen Ressourcen und mehr oder weniger auch die Art der Recherche.

Die Recherche

Unabdingbar für ein ausführliches und umfassendes Genogramm ist die Recherche der darzustellenden Informationen. Die nahe Verwandtschaft dürfte in den meisten Fällen bekannt sein, doch je weiter die Generationen zurückliegen, desto mehr Nachfrage bedarf es. Zu Oma, Opa, Uroma, Uropa und so weiter und eben deren Beziehungen zueinander, ihren Lebenswegen, Persönlichkeiten, Krankheiten etc. muss bestenfalls bei allen möglichen zur Verfügung stehenden Personen nachgefragt werden. Anekdoten und generelle Infos können stichpunktartig zusammengetragen werden und wichtige Details schließlich in das Genogramm einfließen. Hierbei können positive wie auch negative Aspekte zur Sprache kommen und es sollte stets darauf geachtet werden, während der Recherche nur Fakten und keine Interpretationen festzuhalten. Eine sinnvolle Herangehensweise ist überdies, die Beziehungen zwischen Personen skaliert von 1 (sehr gut) bis 10 (sehr schlecht) einschätzen zu lassen. Zudem ist es sinnvoll zwischen objektiven (beispielsweise Ereignisse) und subjektiven (beispielsweise Charakterisierungen) Angaben zu unterscheiden.

Wofür ein Genogramm nützlich ist

Eine wirklich tiefgreifende, analytische und therapeutische Nutzung eines Genogramms ist freilich ausgebildeten Personen vorbehalten. Nichtsdestotrotz ist es in jeglicher Hinsicht auch für Laien effektiv, bewirkt in jedem Fall Erkenntnisse und dank Vorlage aus dem Internet oder via Word strukturiert und einfach erstellt. Mit dem Familiendiagramm lassen sich zum Beispiel wiederkehrende Muster wie „Frauen mit starker Persönlichkeit“, „Alkoholismus in späten Jahren“ oder „Aufopferung im Beruf“ erkennen. Es kann auf Erbkrankheiten und Veranlagungen hindeuten sowie Konfliktpotential beziehungsweise Konfliktursachen offenbaren.

Nicht zuletzt vermag ein dahingehend erstelltes Genogramm sogar mögliche verborgene Talente aufzeigen. In der tatsächlich praktischen Anwendung dient all die Recherche und grafische Umsetzung letztlich ohnehin dem Ausbau emotionaler Kompetenzen. Selbstbewusstsein, Konfliktfähigkeit, analytischer Objektivität und Reflexion von Angewohnheiten und Überzeugungen sind nur einige nennenswerte Beispiele. Insofern steckt in einem Genogramm stets auch eine Anleitung zur persönlichen Entwicklung.

Dieser Beitrag wurde am 5. April 2021 veröffentlicht.